Lucina - Heimliche Schwangerschaft.
Die
Hebammen und Ärzte des St. Rochus Krankenhaus Projekt
„Lucina“ ermöglicht
„Wir stehen vor einem Dilemma“, sagte der Darmstädter Caritasdirektor Dr. Werner Veith bei der Vorstellung des neuen Projektes am Dienstag, 11. Mai, dem Tag der heiligen Lucina, in Darmstadt: „Einerseits müssen wir das neue Angebot bekannt machen, andererseits wollen wir es keineswegs bewerben“. Alle Beteiligten wüssten, dass sie sich in einer rechtlichen Grauzone befänden. Veith erinnerte an drei tragische Ereignisse aus jüngerer Vergangenheit, die das Projekt künftig vermeiden helfen wolle: In Reinheim wurde ein Kind unmittelbar nach der Geburt auf einem Parkplatz ausgesetzt und starb. Bei Münster nahe Dieburg wurde ein Neugeborenes tot in einer Ackerfurche gefunden. In Groß-Gerau hatte eine verzweifelte Mutter ihr Kind nach der Geburt aus Verzweiflung aus dem Fenster einer Toilette geworfen. Ausschlaggebend für solche Verzweiflungstaten sei häufig, dass die betroffenen Frauen niemanden kennen, mit dem sie über ihre ausweglos erscheinende Situation reden könnten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beratungsstellen der Caritas in Darmstadt, Dieburg und Erbach stehen ihnen zu den üblichen Zeiten zur Erstberatung am Telefon zur Verfügung, sagte Veith. Durch Kooperation mit der Darmstädter Telefonseelsorge sei im Rahmen des Projektes „Lucina“ sichergestellt, dass rund um die Uhr Beratung und Begleitung organisiert werden könne. Im Gespräch, das selbstverständlich vertraulich bleibt, würden Wege für die Zukunft von Mutter und Kind ausgelotet. Respektiert werde dabei auch, wenn die Frau trotz aller Hilfe ihre Identität nicht preisgeben möchte. Die beiden katholischen Krankenhäuser, das Marienhospital in Darmstadt und das St. Rochus-Krankenhaus in Dieburg, seien bereit, medizinisch betreute Geburten auch vertraulich oder anonym durchzuführen. Die Frau werde so lange behandelt, wie es medizinisch geboten ist. Das Kind bleibe mindestens acht Wochen im Krankenhaus. So lange habe die Frau auch Zeit, sich doch noch zur Annahme zu entscheiden. Anschließend werde dann nach einer Adoptionsfamilie gesucht. Veith betonte, die notwendigen Verfahren seien mit den verschiedensten Behörden und Ämtern abgesprochen, die sich alle kooperationsbereit gezeigt hätten. Er nannte unter anderen das Jugendamt, den Sozialdienst, die Adoptionsvermittlungsstelle, das Standesamt und das Rechtsamt der Stadt Darmstadt und des Landkreises Darmstadt-Dieburg. Ungeborenes Leben zu schützen und Frauen Mut zum Leben zu machen, nannte Schwester Liberata Ricker von der Krankenhausleitung des Marienhospitals als Motiv des Mitwirkens an dem Projekt. Bei glatter ambulanter Geburt könne die Mutter bereits nach wenigen Stunden das Krankenhaus wieder verlassen. Schwester Liberata dankte zugleich den Ärzten und dem Pflegepersonal für ihre Kooperationsbereitschaft. Beim St. Rochus-Krankenhaus in Dieburg habe man sich bereits seit dem ersten der erwähnten tragischen Fälle zu Tode gekommener Neugeborener Gedanken um eine anonyme Geburt gemacht, berichtete dessen Verwaltungsleiter Hartmut Gediga. Wegen der schwierigen gesetzlichen Lage habe man den Caritasverband Darmstadt um Hilfe gebeten, der dann im Gespräch mit den verschiedenen Ämtern und Behörden den jetzt eingeschlagenen Weg gefunden habe. Gudrun Schneider, Leiterin der Allgemeinen Lebensberatung des Caritasverbandes Darmstadt, stellte die einzelnen Stationen der Hilfen für Mutter und Kind noch einmal in Einzelheiten dar. Ideal sei es, wenn man im Laufe der Beratungen einen Weg für Mutter und Kind finden könne. Wenn aber die Frauen die Anonymität, die ihnen zugesichert werde, nicht aufzugeben bereit seien, müsse das respektiert werden. Von der Politik forderte sie, auf eine Gesellschaft hinzuarbeiten, die das Prädikat „kinder- und familienfreundlich“ verdiene. Das bedeute unter anderem: für eine materielle Absicherung und ausreichenden Wohnraum zu sorgen, Arbeits- und Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen, Kinderbetreuungsangebote einzurichten, Beratungsstellen für unterschiedliche Lebenslagen anzubieten und die Situation von Migrantinnen stärker zu berücksichtigen. Das Projekt „Lucina“ entstand im Rahmen von „Netzwerk Leben“, der von Karl Kardinal Lehmann im Jahr 2000 ins Leben gerufenen Initiative zur Hilfe für Frauen und Familien in Not im Bistum Mainz. Zur finanziellen Absicherung des Projektes überreichte Stiftungsdirektor Wilhelm Schulze einen Scheck über 2.500 Euro aus der „Netzwerk Leben Stiftung“, einer Zustiftung unter dem Dach der Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung. „Sollte künftig auch nur ein Kind gerettet werden, haben sich die Anstrengungen für alle Beteiligten gelohnt“, sagte Caritasdirektor Veith zum neuen Projekt. Dessen Namensgeberin Lucina ist in der katholischen Kirche die Heilige, „die den Neugeborenen bei der Geburt ihre Augen öffnet und so Sehkraft und innere Erleuchtung schenkt“. Hinweis: Telefonnotruf des Projektes „Lucina“ rund um die Uhr: 01805/888 776 Caritasverband in Darmstadt, Tel.: 06151/999-0 Caritasverband in Dieburg, Tel.: 06071/9866-0 Caritasverband in Erbach, Tel.: 06062/910829jow (MBN) Quelle: Bistum Mainz
12.05.2004 „Lucina"
ermöglicht anonyme Geburt Dieburg. Im St. Rochus-Krankenhaus
gibt es künftig für Frauen; die sich durch die bevorstehende
Geburt eines Kindes in verzweifelter Situa¬tion befinden, das Angebot
zur vertraulichen oder anonymen Geburt. Möglich macht das das Projekt
„Lucina", das der Caritasverband Darmstadt in Kooperation mit
dem Marienhospital Darmstadt und dem St. Rochus-Krankenhaus Dieburg ins
Leben gerufen hat. Unter der Notruftelefonnummer 01805-888776 finden Frauen
rund um die Uhr und sieben Tage lang einen Ansprechpartner, der weiterhilft.
Fachkräfte des Caritas-verbandes beraten und begleiten dann die betreffende
Frau. Wenn es ihr unbedingter Wille ist, besteht in den beiden Krankenhäusern
die Möglichkeit, das Kind zur Welt zu bringen, ohne dass sie ihre
Identität preisgeben muss. Dieburger Anzeiger vom 14.05.2004
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