Mein Externat

Um mich bei Ihnen vorzustellen, mein Name ist Manuela Hornung, ich bin 27 Jahre alt und zur Zeit mache ich an der Hebammenschule in Mainz meine Ausbildung, die ich dieses Jahr
( 2002 ) beenden werde.
In der drei Jahre dauernden Ausbildung ist ein Externat vorgesehen, das bedeutet, daß eine Schülerin eine freiberuflich arbeitende Hebamme für drei Wochen begleitet. Und zwar bei allem, was den Tagesablauf betrifft, sogar bei der Rufbereitschaft. Ich habe mich für das Externat bei Frau Oesterling entschieden, weil ich fasziniert bin von der Arbeit einer Beleghebamme. In Mainz, in den Ausbildungskliniken, lerne ich nur den Betrieb einer Großklinik kennen, Schichtarbeit eingeschlossen.
Für mich war wichtig, eine Hebamme zu finden, die individuelle Betreuung einer Frau und selbstständiges Arbeiten mit der Sicherheit einer Klinik verbindet. Außerdem bin ich schon von Frau Oesterling zur Welt begleitet worden. Ein schöner Gedanke für mich. Ebenso schön waren meine Erlebnisse in diesen drei Wochen vom 19. November bis zum 09. Dezember. Ich, die ich bisher nur Unikliniksgeburten kannte, bin froh über die Erfahrungen, die ich in Dieburg machen durfte. Ich erlebte 22 Geburten, sowohl mit Frau Oesterling, als auch mit Frau Benke.
Da beide als Beleghebamme tätig sind, sind sie bei allen Geburten die ganze Zeit dabei. Sie betreuen alle Frauen in der Schwangerschaft, während der Geburt und im Wochenbett. Durch das Schichtsystem erlebe ich in meiner Ausbildung oft nur Bruchteile dessen. Ich hatte den Eindruck, daß alle Frauen, die ich während meines Externates kennenlernte, sehr froh und dankbar waren, ihre Hebammen während der ganzen Geburt bei sich zu haben.

Ich erlebte alle Frauen sehr selbstbewußt, dies kommt sicher dadurch, daß die Beziehung Hebamme-Schwangere nicht erst bei Geburtsbeginn, sondern schon in der Schwangerschaft beginnt. Dies war für mich eine neue Erfahrung. Ich fand es schön, Frauen in ihrer Schwangerschaft zu betreuen und später ihre Geburt zu erleben. Beide, Frau Oesterling und Frau Benke, strahlen eine unerschütterliche Ruhe aus. Ich war überrascht, diese Ruhe übertrug sich auf alle Anwesenden. Besonders auf die Gebärende. Beide Hebammen empfingen das Kind mit Respekt und Hochachtung. Überhaupt hatte ich das Gefühl, daß während der gesamten Geburt eine sehr erwartungsvolle Stimmung im Kreißsaal herrschte.
Keine Krankenhausroutine lenkte von dem Geburtsereignis ab. Ich bin mir sicher, daß diese Zeit in Dieburg von unschätzbarem Wert für meine weitere Ausbildung und für meinen beruflichen Werdegang als Hebamme ist. Ich lernte vieles, was über das reine theoretische und praktische Wissen hinausgeht.

Ich hoffe, nach meiner Ausbildung eine ebenso gute Hebamme zu werden, wie Frau Oesterling und Frau Benke. Auf meine Art und Weise. Ich möchte an dieser Stelle allen für diese drei Wochen danken. Ich weiß jetzt etwas, das mich für den Rest meiner Ausbildung begleitet:

ES GEHT AUCH ANDERS !!!!